Kennt ihr das auch? Man läuft im Wahlkampf durch die Straßen und ändert an jeder Laterne seine Wahlabsicht, da ein anderes Gesicht vom Wahlplakat herunterschielt?
Nein? Vermutlich auch sonst niemand…
Aber es ist bestimmt trotzdem sehr sinnvoll, immerhin haben wird es seit 1918 so gemacht. Und was in Weimar innovativ war wird schon immer noch passen…
Wer bezahlt die Plakate?
Die Kosten für Wahlplakate tragen die politischen Parteien. Diese finanzieren sich bekanntlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und staatlichen Mitteln im Rahmen der Parteienfinanzierung. Letzteres bedeutet, dass auch jeder Steuerzahler an der Finanzierung dieser „Materialschlacht“ beteiligt ist.
Die Annahme, dass sich Wähler von lächelnden Politikerporträts auf pseudo-recyclebaren Plastikpostern beeinflussen lassen, zeigt von welcher Zielgruppe die Parteien ausgehen…
Gut, dass die EU Plastikstrohhalme verbietet und sich bei Plastikflaschen der Deckel nicht mehr abschrauben lässt (wobei in diesem Fall nicht einmal Plastik gespart wird), aber Deutschland zur Bundestagswahl mit Wahlplakaten tapeziert wurde, die aneinandergereiht wohl von Hamburg nach Berlin reichen würden. Hinzu kommen vier Polyamid-Kabelbinder pro Plakat… Polyamid ist ein synthetischer Kunststoff, der nicht biologisch abbaubar ist. Gut, dass sich die Parteien für Umweltschutz stark machen.
Umweltbelastung: Greenwashing oder echte Nachhaltigkeit?
Viele Parteien betonen, dass sie großen Wert auf die Nachhaltigkeit ihrer Wahlwerbung legen. Doch die Realität sieht oft anders aus. Zwar gibt es Bemühungen, umweltfreundlichere Materialien zu verwenden, doch gleichzeitig nimmt die Zahl der Plakate und Banner zu. Besonders problematisch sind Einweg-Plakate auf Hohlkammerplatten, die zwar theoretisch recycelbar sind, in der Praxis jedoch kaum wiederverwertet werden. Der Bund Naturschutz kritisiert dies scharf: „Wir vermuten, dass weniger als ein Prozent tatsächlich in die stoffliche Wiederverwertung gehen.“
Fazit: Weg damit!
Wahlplakate sind ein Relikt aus einer Zeit, in der politische Kommunikation vor allem über analoge Kanäle stattfand. Da sie ohnehin zumeist ohne politisches Messaging auskommen, scheinen sie entbehrlich. Fernsehen, Radio, Internet, Zeitungen, Wahlkampfveranstaltungen etc. liefern mitunter mehr Inhalt. Nachdem wir die Materialschlacht nun gerade hinter uns haben – vielleicht fasst sich jemand ein Herz für die Landtagswahlen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt im Frühjahr 2026. Zur Bundestagswahlkampf plakatierte nur Die Partei: “Hier plakatieren wir nicht – der Umwelt zuliebe”.